Der abrdn House View ist positiv in Bezug auf das Aktienrisiko und den Dollar, optimistischer hinsichtlich Immobilien und neutral mit Blick auf die meisten Rentenmärkte.
Wir sehen fünf wichtige Makrothemen, die das nächste Jahr prägen werden:
  • Die politischen Veränderungen unter dem designierten Präsidenten Trump bedeuten, dass der Zinssenkungszyklus zumindest in den USA und einigen Schwellenländern vorzeitig beendet wird.
  • Die Staatsverschuldung wird wieder in den Fokus rücken und die Laufzeitprämie für Anleihen wird wahrscheinlich weiter steigen.
  • Die sich verändernden Globalisierungsmuster werden Gewinner und Verlierer in den Schwellenländern hervorbringen.
  • Jegliche Waffenruhen in der Ukraine oder im Nahen Osten werden instabil sein.
  • Europa wird ein Schwerpunkt für politische Risiken sein.

Der abrdn House View hilft unseren Fondsmanagern und Kunden, sich in diesen Unsicherheiten zurechtzufinden. Der House View bündelt unsere Anlageexpertise aus allen Anlageklassen und Research-Teams, um hochaggregierte Signale für die wichtigsten Märkte für die nächsten 12 bis 18 Monate zu liefern. Unsere Fondsmanager können zwar eigenständig vom House View abweichen, werden jedoch gebeten, diese Abweichungen mitzuteilen und zur kontinuierlichen Verbesserung eine Begründung hierfür anzugeben.

Der abrdn House View

Quelle: abrdn, Dezember 2024

Aktien aus Industrieländern

Wir sind positiv in Bezug auf Aktien aus Industrieländern gestimmt. Die Aussichten für das Gewinnwachstum in den USA sind gut und die Entwicklungen in den Bereichen Technologie und künstliche Intelligenz bieten eine solide Grundlage für die Performance des Aktienmarktes. Angesichts der hohen Bewertungen empfehlen wir jedoch eine Verlagerung innerhalb des Engagements in Technologieaktien, weg von Halbleiter-Investments und hin zu anderen Hardware- und Softwaresektoren.

Fokus auf politische Veränderungen in den USA

Anstehende Veränderungen in der US-Politik werden US-Unternehmen überproportional zugutekommen. Die Deregulierungsagenda von Präsident Donald Trump – einschließlich der Lockerung der Vorschriften für Fusionen und Übernahmen, der Lockerung der Eigenkapitalanforderungen für Banken und der Erteilung von mehr Genehmigungen für die Energieexploration – dürfte unterstützend wirken. Eine Senkung der Körperschaftssteuer, die in einigen Fällen von 21 % auf bis zu 15 % sinken könnte, würde kleineren Unternehmen überproportional zugutekommen, während sich Handelszölle negativ auf international ausgerichtete Unternehmen auswirken könnten.

Bewertungssorgen und politische Risiken

Die Bewertungen von US-Aktien sind jedoch überzogen. Die Bewertungslücke zwischen US-amerikanischen und europäischen Aktien hat ein Rekordhoch erreicht, was ein erhebliches Abwärtsrisiko darstellt. Darüber hinaus sind wir vorsichtig, was mögliche Störungen des US-Arbeitsmarktes durch die Einwanderungsreform und das Risiko einer höheren Inflation und einer restriktiveren Geldpolitik als erwartet betrifft.

Unternehmensanleihen

Wir bleiben optimistisch in Bezug auf Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating, was auf die positive Risikostimmung und das höhere nominale Wirtschaftswachstum zurückzuführen ist. Eine attraktive Gesamtrendite und das Potenzial für eine gute Wertentwicklung sowohl bei positiven als auch bei negativen wirtschaftlichen Szenarien untermauern diese Zuversicht. Umgekehrt behalten wir unsere neutrale Haltung gegenüber High-Yield-Anleihen bei. Während einige der politischen Maßnahmen von Trump diese Anlageklasse unterstützen könnten, mahnen überzogene Bewertungen und das Refinanzierungsrisiko zur Vorsicht.

Staatsanleihen aus Industrieländern

Da die US-Notenbank Federal Reserve sich dem Ende ihres Zinssenkungszyklus nähert, sind wir gegenüber Staatsanleihen aus Industrieländern neutral eingestellt. Die anhaltende geldpolitische Lockerung durch die Europäische Zentralbank macht die Märkte der Eurozone trotz der im Jahr 2025 bestehenden politischen Krisenherde auf dem Kontinent für jedes Durationsrisiko attraktiver.

US-Dollar und Unsicherheit im Welthandel

Wir gehen davon aus, dass die Divergenz zwischen den USA und dem Rest der Welt in Bezug auf Wachstum und Geldpolitik den US-Dollar stützen wird, sodass wir die Währung weiterhin positiv bewerten. Einige von Trumps Beratern haben sich gegen einen starken Dollar ausgesprochen, aber es ist sehr schwierig, ein internationales Abkommen zur Schwächung der Währung zu erzielen.

Schwellenländeranleihen und -aktien

Die Unsicherheit im Welthandel und ein stärkerer Dollar dürften sich negativ auf die Anleihen der Schwellenländer in Landeswährung auswirken. Aus diesem Grund haben wir diese Anlageklasse auf neutral herabgestuft. Wir erwarten jedoch, dass es im Zuge der sich verändernden Globalisierungsdynamik sowohl Gewinner als auch Verlierer unter den Schwellenländern geben wird, und es gibt Chancen in Ländern mit höheren Renditen, wie z. B. in Lateinamerika.

Wir bleiben verhalten positiv in Bezug auf Aktien aus Schwellenländern, da das chinesische Wachstum Anzeichen einer Erholung im Jahr 2025 zeigt und eine weitere Lockerung der Geldpolitik wahrscheinlich ist. Die niedrigen Bewertungen in dieser Anlageklasse erscheinen attraktiv - insbesondere wenn China mehr geldpolitische Lockerungen vornimmt, als die Märkte derzeit erwarten.

Globale Immobilien

Wir haben unsere Erwartung für globale Immobilien weiter nach oben korrigiert. Der Markt erholt sich vom Tiefpunkt seines Zyklus und bietet eine gute Kaufgelegenheit. Die Renditeaufschläge gegenüber festverzinslichen Wertpapieren sind attraktiv, insbesondere in Europa, während sich die Anlegerstimmung und die Marktliquidität verbessern.