Schwellenländer – insbesondere diejenigen, die anfällig für die US-Geldpolitik, die Stärke des US-Dollars und internationale Kapitalströme sind – müssen sich auf die Auswirkungen der neuen und oft nicht kalkulierbaren US-Führung einstellen.
Die genauen Details dieser neuen Ära der US-Politik sind noch unklar. Viel wird davon abhängen, welches Team Trump auswählt, um seine „America First“-Agenda umzusetzen. Viel wird auch davon abhängen, welche der Drohungen Trumps real sind oder nur eine Verhandlungstaktik, um Zugeständnisse zu erzwingen.
Drei gemeinsame Merkmale tauchen in vielen Analysen immer wieder auf: das Wiederaufflammen der Inflation in den USA, ein auf höheren Niveaus verharrender Leitzins und die Rückkehr zu einer konfrontativen Handelspolitik.
Das sind schlechte Nachrichten für viele Schwellenländer, in denen die Zentralbanken bei der Senkung der Zinssätze eingeschränkt sind, und für Regierungen, die sich unfaire Handelspraktiken vorwerfen lassen müssen. Dies wiederum könnte sich als Gegenwind für die Vermögenspreise in Schwellenländern erweisen.
Abgesehen davon lassen sich Phasen politischen und marktbedingten Drucks zwar nur schwer vermeiden, doch mit der Zeit wird sich eine Vielzahl von Gewinnern und Verlierern herauskristallisieren – ein weiteres Zeichen für die Vielfalt, die innerhalb der Schwellenländer besteht.
Meine Währung, dein Problem
Trumps „wachstumsfördernde“ und „marktfreundliche“ Politik – wie niedrigere Steuern und die Forderung nach Deregulierung – wird wahrscheinlich zu einer höheren Inflation und höheren Zinssätzen in den USA führen.
Dies wird die Fähigkeit vieler Zentralbanken in Schwellenländern einschränken, ihre eigenen Zinssätze zu senken, da höhere US-Zinssätze den Kapitalfluss verringern und die Währungen der Schwellenländer unter Abwärtsdruck setzen.
Länder wie Mexiko und Indonesien, die empfindlich auf die Entscheidungen der US-Notenbank (Fed) und die Dollarstärke reagieren, könnten einem größeren Druck ausgesetzt sein. Auch Schwellenländer mit erheblichen finanzpolitischen Belastungen, wie Brasilien, könnten Schwierigkeiten haben, sich in dieser neuen Landschaft zurechtzufinden.
Handelsplätze
Donald Trumps erklärte Handelspolitik, insbesondere sein Lieblingswort und sein bevorzugtes Einschüchterungsmittel (Zölle), schaffen ein komplexes und weniger vorhersehbares Umfeld für die Schwellenländer.
Eine „unternehmensfreundliche“ Trump-Regierung hat immer noch das Potenzial, vielen Schwellenländern durch eine stärkere Weltwirtschaft und eine positive Marktstimmung zu helfen.
Umfangreiche Handelskonflikte, insbesondere mit China, aber auch mit anderen wichtigen Handelspartnern und traditionellen Verbündeten, können jedoch eine Reihe von Folgen haben. Mexiko, das wirtschaftlich eng mit den USA verbunden ist, ist besonders anfällig, könnte aber auch der größte Nutznießer sein, wenn die USA der Diversifizierung weg von China Priorität einräumen.
So ist beispielsweise die Überprüfung des US-Mexiko-Kanada-Abkommens (USMCA) im Jahr 2026 ein entscheidender Test für die regionalen Handelsbeziehungen. Es gibt Anzeichen dafür, dass Trump mit Zöllen drohen wird, um die illegale Einwanderung in die USA über die Grenzen einzudämmen, und nicht als Mittel, um die Einfuhr von Waren zu reduzieren.
Schwellenländer mit hohen Handelsüberschüssen wie Mexiko, Vietnam, Korea und Taiwan, Länder, denen vorgeworfen werden könnte, chinesische Waren zu re-exportieren (Vietnam, Malaysia, Mexiko), oder Länder mit hohen Zöllen auf ihre Einfuhren von US-Waren (z. B. Brasilien und Indien) werden wahrscheinlich zeitweilig unter Marktdruck geraten.
Stille Post
Trumps erste Amtszeit als Präsident führte zu Handelsbeschränkungen mit China (die von der Regierung von Präsident Joe Biden beibehalten wurden). Seitdem hat er damit gedroht, die Zölle auf chinesische Waren auf atemberaubende 60 % oder mehr zu erhöhen. Wir werden abwarten müssen, ob er es ernst meinte.
Ein zweiter Handelskrieg würde China, die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt, dazu zwingen, mehr als bisher zu tun, um das eigene stockende Wachstum zu unterstützen. Dies sollte einen Großteil der Schockausbreitung auf andere Schwellenländer verhindern.
Mit der Zeit werden viele Schwellenländer davon profitieren, wenn multinationale Unternehmen ihre globalen Lieferketten neu strukturieren, um sich vor geopolitischen Spannungen zu schützen. Insbesondere Indien und Mexiko scheinen gut aufgestellt zu sein, da Fabriken in andere Länder verlagert werden, die weniger „riskant“ sind.
Drill, Baby, Drill
Trumps Haltung zur Nachhaltigkeit macht die Lage für die Schwellenländer noch komplizierter. Er hat versprochen, (erneut) aus dem Pariser Klimaabkommen auszutreten, und damit gedroht, Bidens Inflation Reduction Act (IRA) zu widerrufen.
Es wird erwartet, dass die Trump-Regierung die Öl- und Gasexploration auf staatseigenem Land ausweiten, die Umweltschutzbehörde schwächen und höhere Zölle auf importierte saubere Technologien einführen wird. Die USA werden in Sachen Nachhaltigkeit keine Vorreiterrolle mehr spielen.
Der Rest der Welt wird Nachhaltigkeitsinitiativen vorantreiben, unabhängig davon, ob die USA daran beteiligt sind. Aber die Schwellenländer werden darunter leiden, wenn die USA nicht zu finanziellen Verpflichtungen gegenüber ärmeren Ländern beitragen, um deren Energiewende zu unterstützen, und wenn ihre politische Wende den klimabedingten Schaden noch vergrößert.
Was denken die Investoren?
Es ist schwierig, eine einheitliche Aussage darüber zu treffen, ob Trump gut oder schlecht für Investoren in Schwellenländeranlagen ist. Die Vielfalt der Schwellenländeranlagen und das Potenzial für Gewinner und Verlierer machen eine einheitliche Aussage unmöglich.
Unsere Kollegen für Schwellenländeraktien sind beispielsweise optimistisch. Ausgehend von ihren eigenen Portfolios sehen die Aktienbewertungen weiterhin attraktiv aus, was durch die anhaltend guten Aussichten für die Unternehmensgewinne in den Schwellenländern begünstigt wird.
Die Perspektive bei festverzinslichen Wertpapieren ist etwas nuancierter. Während sich auf Hartwährungen lautende Frontier-Markets-Anleihen seit der US-Wahl als widerstandsfähig erwiesen haben, haben Lokalwährungsanleihen der Schwellenländer mit dem erwarteten zunehmenden Handelsprotektionismus und einem stärkeren US-Dollar zu kämpfen.
Der Rückgang der Inflation dürfte zumindest die realen Renditen in weiten Teilen der Schwellenländer, insbesondere in Lateinamerika, stützen und den dortigen Zentralbanken etwas Luft verschaffen, um mit vorsichtigen Zinssenkungen fortzufahren.
Die Unternehmensverschuldung in den Schwellenländern scheint den Sturm relativ gut zu überstehen, da die Spreads – die zusätzlichen Renditen, die Investoren gegenüber vergleichbaren Staatsanleihen verlangen – weiterhin niedrig sind.
In früheren Schwächephasen der Schwellenländer haben sich Unternehmensanleihen besser als Staatsanleihen entwickelt, was darauf hindeutet, dass viele Unternehmen in den Schwellenländern nicht negativ vom US-Protektionismus betroffen sein werden.
Abschließende Gedanken
Trumps Einfluss auf die Schwellenländer ist, wie der Mann selbst, kompliziert. Zwar gibt es erhebliche Herausforderungen, insbesondere in den Bereichen Handel und Nachhaltigkeit, doch bieten sich auch Wachstumschancen inmitten von Widerstandsfähigkeit.
Schwellenländer, die in der Lage sind, diese Veränderungen zu nutzen, insbesondere diejenigen, die an der Diversifizierung der Lieferketten weg von China beteiligt sind, werden in dieser sich entwickelnden globalen Landschaft profitieren.