China hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 ein „moderat wohlhabendes“ Land zu werden. Dies mag für westliche Ohren bescheiden klingen. Die Absicht dahinter ist aber alles andere als das. In Anlehnung an den konfuzianischen Begriff „Xiaokang“ bezeichnet dies eine Gesellschaft, die eine „egalitäre Eutopie“ darstellt.
Ein wesentliches Merkmal dieser Gesellschaftsform sind höhere Löhne für alle. Und in dieser Hinsicht macht China große Fortschritte. 1980 betrug das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 220 USD. Dieser Wert stieg bis 2010 auf 4.340 USD und bis 2021 auf 11.880 USD.1 Angaben von Reuters zufolge belief sich das Gesamtvermögen der privaten Haushalte in China im Jahr 2021 auf 85,1 Bio. USD. Dies entspricht einem Anstieg um 15,1% gegenüber 2020.
Auch am oberen Ende der Vermögensskala ist ein rasanter Anstieg zu beobachten. Es wird damit gerechnet, dass sich die Zahl der chinesischen Millionäre von 6,2 Millionen im Jahr 2021 auf 12,2 Millionen im Jahr 2026 verdoppelt.2
Mit dem steigenden verfügbaren Einkommen nimmt auch der Bedarf an Finanzdienstleistungen zu. Dazu zählt alles vom Privatkundengeschäft über Finanzsoftware bis hin zu Vermögensverwaltung und Versicherungen. Anlegern eröffnet dies Chancen, sich dieses langfristige strukturelle Wachstum zunutze zu machen.
Wie gestaltet sich dies in der Praxis?
Nehmen wir zum Beispiel die Retailbank China Merchants Bank (CMB). Ihr Wachstum beruht auf der starken Nachfrage nach erstklassigen Privatkrediten (Hypotheken/Konsumkredite). Die Bank ist für dieses Maß an Aktivität gut kapitalisiert, und das strenge Risikomanagement sorgt für ein hochwertiges Kreditportfolio. Anders als einige andere Banken weist die CMB ein geringeres Exposure gegenüber angeschlagenen kleinen und mittleren Unternehmen auf. Ihr Immobiliengeschäft ist vernachlässigbar.
Zugegeben, die Bank litt vor Kurzem selbst unter regulatorischen Problemen, die die Entlassung von Präsident Tian zur Folge hatten. Seit seinem Ausscheiden aus der Bank wurde er wegen Machtmissbrauchs und Insiderhandels angeklagt. Die Bank handelte allerdings rasch und ernannte Wang Lain, der seit beinahe 30 Jahren für die CMB tätig ist und zuvor den Posten des Chief Financial Officers bekleidet hatte, zum neuen Präsidenten. Er hat die Wogen bereits wieder geglättet und wir gehen davon aus, dass die CMB langfristig auf Wachstumskurs bleibt.
Apropos Governance: Die Standards in Bezug auf ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und Governance) in China stellen für viele Anleger nach wie vor einen Sorgenpunkt dar. Und obschon das Land noch weitere Fortschritte machen muss, hat sich die Lage in den letzten zehn Jahren bereits verbessert. Dies gilt auch für den Finanzsektor. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Investmentbank China International Capital Corporation (CICC). MSCI hat das ESG-Rating der Bank kürzlich von BBB auf A angehoben. Die CICC nimmt in ihrer Vergleichsgruppe in Bezug auf beinahe alle ESG-Kriterien eine Führungsposition ein, insbesondere bei der Risikominderung im Zusammenhang mit dem Klimawandel, der Unternehmensführung und der Datensicherheit. 2021 zählte Forbes die Bank zu den „Besten Arbeitgebern in China“. Unseres Erachtens sind es Institutionen wie die CICC, die dem Land dabei helfen werden, sein globales Ansehen in Bezug auf ESG-Belange zu verbessern. Sie werden überdies entscheidend zum Ziel Chinas beitragen, ein wohlhabenderes Land zu werden.
Guter Kundenservice ist unschlagbar. Ein Unternehmen, das sich mit seinen guten Kundenbeziehungen rühmt, ist der pan-asiatische Versicherer AIA. Das Unternehmen bietet Lebens-, Spar- und Krankenversicherungen sowie Spezialversicherungen für kritische Krankheiten für wohlhabende und sehr vermögende Privatpersonen an. Seine Versicherungsmakler zählen zu den besten der Branche und zeichnen sich durch ein sektorweit führendes Know-how und eine hervorragende Ausbildung aus. Geleitet werden die Vertriebsmitarbeitenden von einem sehr erfahrenen und stabilen Managementteam, das die Richtung des Unternehmens vorgibt. Unseres Erachtens dürften diese Faktoren für anhaltendes Kundenwachstum und weiterhin überdurchschnittliche Margen bei AIA sorgen.
Mit dem steigenden verfügbaren Einkommen nimmt auch der Bedarf an Finanzdienstleistungen zu
Wie gestaltet sich der langfristige Ausblick?
In den letzten Jahren hatten viele Akteure im Finanzsektor mit Schwierigkeiten zu kämpfen, da die COVID-bedingten Lockdowns die Aktivität belasteten. Auch die Probleme im Immobiliensektor haben die Bilanzen vieler Banken in Mitleidenschaft gezogen. Die Regierung hat jüngst Gesetze verabschiedet, die eine direktere Kontrolle über die Finanzpolitik und die Bankenregulierung ermöglichen werden. Eines der Ziele besteht darin, die als riskant wahrgenommenen Kreditvergabepraktiken zu verbessern und den „finanziellen Überschwang“ zu beseitigen. Wie genau dabei vorgegangen wird, ist noch unklar. Die Maßnahmen dürften aber – wie auch bei den Interventionen im Technologiesektor im vergangenen Jahr – gezielt erfolgen. Denn den politischen Entscheidungsträgern ist daran gelegen, die wichtige Rolle, die Banken und andere Finanzinstitute für die Wirtschaft spielen, nicht zu beeinträchtigen.
Wir investieren nun schon seit über 30 Jahren in China. Regulatorische Veränderungen stellen für uns nichts Neues dar. Unsere Aufgabe als Investoren besteht darin, das Umfeld zu verstehen, in dem die Unternehmen, in die wir anlegen, tätig sind, und zu analysieren, wie sich das auf ihren langfristigen Ausblick auswirkt. Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet sind wir der Ansicht, dass die Finanzdienstleistungsbranche in China trotz der kurzfristigen Belastungsfaktoren auch weiterhin zahlreiche Anlagechancen bieten wird.
Mehr über unsere eigenen China-Lösungen erfahren Sie hier.
Die Unternehmensauswahl soll lediglich den hier beschriebenen Anlageverwaltungsstil veranschaulichen und stellt weder eine Anlageempfehlung noch einen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Performance zu.
China hat es sich zum Ziel gesetzt, bis 2025 ein „moderat wohlhabendes“ Land zu werden. Dies mag für westliche Ohren bescheiden klingen. Die Absicht dahinter ist aber alles andere als das. In Anlehnung an den konfuzianischen Begriff „Xiaokang“ bezeichnet dies eine Gesellschaft, die eine „egalitäre Eutopie“ darstellt.
Ein wesentliches Merkmal dieser Gesellschaftsform sind höhere Löhne für alle. Und in dieser Hinsicht macht China große Fortschritte. 1980 betrug das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf 220 USD. Dieser Wert stieg bis 2010 auf 4.340 USD und bis 2021 auf 11.880 USD.1 Angaben von Reuters zufolge belief sich das Gesamtvermögen der privaten Haushalte in China im Jahr 2021 auf 85,1 Bio. USD. Dies entspricht einem Anstieg um 15,1% gegenüber 2020.
Auch am oberen Ende der Vermögensskala ist ein rasanter Anstieg zu beobachten. Es wird damit gerechnet, dass sich die Zahl der chinesischen Millionäre von 6,2 Millionen im Jahr 2021 auf 12,2 Millionen im Jahr 2026 verdoppelt.2
Mit dem steigenden verfügbaren Einkommen nimmt auch der Bedarf an Finanzdienstleistungen zu. Dazu zählt alles vom Privatkundengeschäft über Finanzsoftware bis hin zu Vermögensverwaltung und Versicherungen. Anlegern eröffnet dies Chancen, sich dieses langfristige strukturelle Wachstum zunutze zu machen.
Wie gestaltet sich dies in der Praxis?
Nehmen wir zum Beispiel die Retailbank China Merchants Bank (CMB). Ihr Wachstum beruht auf der starken Nachfrage nach erstklassigen Privatkrediten (Hypotheken/Konsumkredite). Die Bank ist für dieses Maß an Aktivität gut kapitalisiert, und das strenge Risikomanagement sorgt für ein hochwertiges Kreditportfolio. Anders als einige andere Banken weist die CMB ein geringeres Exposure gegenüber angeschlagenen kleinen und mittleren Unternehmen auf. Ihr Immobiliengeschäft ist vernachlässigbar.
Zugegeben, die Bank litt vor Kurzem selbst unter regulatorischen Problemen, die die Entlassung von Präsident Tian zur Folge hatten. Seit seinem Ausscheiden aus der Bank wurde er wegen Machtmissbrauchs und Insiderhandels angeklagt. Die Bank handelte allerdings rasch und ernannte Wang Lain, der seit beinahe 30 Jahren für die CMB tätig ist und zuvor den Posten des Chief Financial Officers bekleidet hatte, zum neuen Präsidenten. Er hat die Wogen bereits wieder geglättet und wir gehen davon aus, dass die CMB langfristig auf Wachstumskurs bleibt.
Apropos Governance: Die Standards in Bezug auf ESG-Faktoren (Umwelt, Soziales und Governance) in China stellen für viele Anleger nach wie vor einen Sorgenpunkt dar. Und obschon das Land noch weitere Fortschritte machen muss, hat sich die Lage in den letzten zehn Jahren bereits verbessert. Dies gilt auch für den Finanzsektor. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Investmentbank China International Capital Corporation (CICC). MSCI hat das ESG-Rating der Bank kürzlich von BBB auf A angehoben. Die CICC nimmt in ihrer Vergleichsgruppe in Bezug auf beinahe alle ESG-Kriterien eine Führungsposition ein, insbesondere bei der Risikominderung im Zusammenhang mit dem Klimawandel, der Unternehmensführung und der Datensicherheit. 2021 zählte Forbes die Bank zu den „Besten Arbeitgebern in China“. Unseres Erachtens sind es Institutionen wie die CICC, die dem Land dabei helfen werden, sein globales Ansehen in Bezug auf ESG-Belange zu verbessern. Sie werden überdies entscheidend zum Ziel Chinas beitragen, ein wohlhabenderes Land zu werden.
Guter Kundenservice ist unschlagbar. Ein Unternehmen, das sich mit seinen guten Kundenbeziehungen rühmt, ist der pan-asiatische Versicherer AIA. Das Unternehmen bietet Lebens-, Spar- und Krankenversicherungen sowie Spezialversicherungen für kritische Krankheiten für wohlhabende und sehr vermögende Privatpersonen an. Seine Versicherungsmakler zählen zu den besten der Branche und zeichnen sich durch ein sektorweit führendes Know-how und eine hervorragende Ausbildung aus. Geleitet werden die Vertriebsmitarbeitenden von einem sehr erfahrenen und stabilen Managementteam, das die Richtung des Unternehmens vorgibt. Unseres Erachtens dürften diese Faktoren für anhaltendes Kundenwachstum und weiterhin überdurchschnittliche Margen bei AIA sorgen.
Mit dem steigenden verfügbaren Einkommen nimmt auch der Bedarf an Finanzdienstleistungen zu
Wie gestaltet sich der langfristige Ausblick?
In den letzten Jahren hatten viele Akteure im Finanzsektor mit Schwierigkeiten zu kämpfen, da die COVID-bedingten Lockdowns die Aktivität belasteten. Auch die Probleme im Immobiliensektor haben die Bilanzen vieler Banken in Mitleidenschaft gezogen. Die Regierung hat jüngst Gesetze verabschiedet, die eine direktere Kontrolle über die Finanzpolitik und die Bankenregulierung ermöglichen werden. Eines der Ziele besteht darin, die als riskant wahrgenommenen Kreditvergabepraktiken zu verbessern und den „finanziellen Überschwang“ zu beseitigen. Wie genau dabei vorgegangen wird, ist noch unklar. Die Maßnahmen dürften aber – wie auch bei den Interventionen im Technologiesektor im vergangenen Jahr – gezielt erfolgen. Denn den politischen Entscheidungsträgern ist daran gelegen, die wichtige Rolle, die Banken und andere Finanzinstitute für die Wirtschaft spielen, nicht zu beeinträchtigen.
Wir investieren nun schon seit über 30 Jahren in China. Regulatorische Veränderungen stellen für uns nichts Neues dar. Unsere Aufgabe als Investoren besteht darin, das Umfeld zu verstehen, in dem die Unternehmen, in die wir anlegen, tätig sind, und zu analysieren, wie sich das auf ihren langfristigen Ausblick auswirkt. Aus diesem Blickwinkel heraus betrachtet sind wir der Ansicht, dass die Finanzdienstleistungsbranche in China trotz der kurzfristigen Belastungsfaktoren auch weiterhin zahlreiche Anlagechancen bieten wird.
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Die Unternehmensauswahl soll lediglich den hier beschriebenen Anlageverwaltungsstil veranschaulichen und stellt weder eine Anlageempfehlung noch einen Hinweis auf die künftige Wertentwicklung dar. Die Wertentwicklung in der Vergangenheit lässt keine Rückschlüsse auf die künftige Performance zu.
- Reuters September 2022
- Macrotrends, 2022
- Reuters September 2022
- Macrotrends, 2022