Sachwerte - physische Vermögenswerte, die einen greifbaren Wert haben, wie Infrastruktur, Immobilien, Rohstoffe oder Edelmetalle - wurden als ideale Anlagen für diese Zeiten angepriesen.
Sie bieten entweder inflationsgekoppelte Einkommensströme (z. B. Immobilien und Infrastruktur) oder sind Vermögenswerte, die selbst ein wichtiger Treiber für höhere Preise sind (z. B. Rohstoffe).
Während die Inflation weiterhin deutlich über den Zielvorgaben der Zentralbanken liegt, boten die letzten 18 Monate ein ideales Umfeld, um zu überprüfen, wie wirksam diese Vermögenswerte wirklich dazu beigetragen haben, die Auswirkungen der Inflation auszugleichen
Entwicklung der realen Vermögenswerte
Die vergangenen anderthalb Jahre waren für die Anleger ein schwieriges Terrain. Wenn man die Inflation als eine Krankheit bezeichnen kann, die die Weltwirtschaft befallen hat, dann haben sowohl die Finanzmärkte als auch die Zentralbanken diese Krankheit zunächst nur zögerlich diagnostiziert und behandelt.
Wir können die Performance von Sachwerten in drei verschiedenen Phasen während dieses Zeitraums durch die gleiche Brille betrachten.
1. Untersuchung und Diagnose - Die Inflation ist hoch, aber wird sie von selbst wieder verschwinden?
Sachwerte schnitten zunächst gut ab. Da die Märkte immer noch davon ausgingen, dass die Inflation nur vorübergehend sei, war die Nachfrage nach inflationsgebundenen Cashflows hoch, während die Auswirkungen steigender Renditen auf die Bewertungen von Vermögenswerten nur begrenzt im Fokus standen.
Als die Zentralbanken und die Märkte jedoch zu erkennen begannen, dass die Inflation nicht nur vorübergehend ist, zeigten sich erste Risse in den Märkten und den realen Vermögenswerten.
Immobilien waren das offensichtlichste Beispiel dafür. Steigende Anleiherenditen veranlassten die Anleger, sich zu fragen, welche Auswirkungen dies auf die Bewertungen haben könnte, obwohl die Mietverträge in der Regel an die Inflation gekoppelt sind. Bei börsennotierten Real Estate Investment Trusts (REITs) stiegen die Abschläge auf die Bewertung der Vermögenswerte.
Bei Vermögenswerten wie z. B. Infrastrukturen sorgten "Puffer" in den Bewertungen für steigende Anleiherenditen für die Gewissheit, dass die Anleger selbst bei steigenden Zinsen entschädigt werden, während inflationsgebundene Erträge die Performance stützten. Bereiche des Marktes, wie z. B. die Infrastruktur für erneuerbare Energien, schnitten gut ab, was sowohl die inflationsgebundenen Cashflows als auch ihre Abhängigkeit von steigenden Strompreisen widerspiegelt.
Auch Rohstoffe, einer der Haupttreiber für hohe Preise, entwickelten sich gut, insbesondere in den Monaten nach Russlands Einmarsch in der Ukraine Anfang 2022. Gold war uneinheitlicher: Es entwickelte sich aufgrund der gleichen geopolitischen Ereignisse gut, schwächte sich aber ab, als der US-Dollar in Erwartung von Zinserhöhungen stärker wurde (siehe Abbildung 1).
Abbildung 1: Entwicklung von Rohstoffen und Gold vor und nach der Ukraine
2. Die Medizin der Zinserhöhungen - Vorsicht vor unangenehmen Begleiterscheinungen
Die Zentralbanken haben die Zinssätze mehrfach angehoben, um die Inflation zu bekämpfen. Niemand war sich jedoch sicher, ob oder wann diese Maßnahmen greifen würden. Die Marktvolatilität nahm bei fast allen Anlageklassen zu. Das offensichtlichste Opfer war jedoch der Rentenmarkt, der unter den weltweit steigenden Zinsen litt. Realwerte entwickelten sich weiterhin uneinheitlich.
Immobilien haben weiter gelitten, da die Anleger nicht nur über Bewertungen, sondern auch über Bilanzrisiken nachdenken mussten, da die Schuldenkosten in die Höhe schnellten. Außerdem begannen die Anleger sich zu fragen, wie nachhaltig die begehrten inflationsgebundenen Cashflows sein würden, wenn sich das Wirtschaftswachstum abschwächt (siehe Abbildung 2).
Schaubild 2: Rückgang der Immobilienpreise bei steigenden Zinsen
Die zugrundeliegenden Infrastrukturbewertungen waren weiterhin robust, auch wenn die Anleger bei den Anlagen differenzierter vorgingen - diejenigen mit inflationsgebundenen, defensiven Cashflows waren am meisten gefragt.
Nach weiteren Zinserhöhungen begannen sich die Anleger jedoch zu fragen, ob diese inflationsgebundenen Mittelzuflüsse die Auswirkungen höherer Anleiherenditen auf die Bewertung von Vermögenswerten noch ausgleichen könnten. Rohstoffe und Gold entwickelten sich weiterhin uneinheitlich, da der anfängliche Schock, der die Rohstoffpreise nach oben trieb, allmählich nachließ, während Gold die Auswirkungen weiterer Zinserhöhungen und eines starken US-Dollars zu spüren bekam.
3. Mehr Medizin erforderlich - könnten die Nebenwirkungen schlimmer werden?
Die Anleger glaubten zunächst, das Schlimmste sei überstanden, da die Medizin der Zinserhöhungen zu wirken begann. Es zeigte sich jedoch bald, dass dies zu optimistisch war, denn die Inflation hielt sich hartnäckig. Es folgten weitere Zinserhöhungen, wobei sich viele Anleger darauf konzentrierten, wie stark die Nebenwirkungen ausfallen könnten.
Der Goldpreis entwickelte sich gut, was den Optimismus widerspiegelt, dass das Ende der Zinserhöhungen nahe ist, während das Risiko einer Rezession zunahm. Die Rohstoffpreise entwickelten sich weiterhin uneinheitlich, da die Sorge um eine geringere künftige Nachfrage die Preise belastete.
Außerdem begann sich eine neue Dynamik abzuzeichnen. Realwerte mit Inflationsbezug waren sehr attraktiv, während die Anleiherenditen in den letzten zehn Jahren meist niedrig waren. Angesichts höherer Anleiherenditen schien die relative Attraktivität von Sachwerten jedoch für viele Anleger gedämpfter zu sein, die das Gefühl bekamen, dass das Schlimmste dieser Inflationswelle hinter ihnen lag. Die Neupositionierung von Portfolios führte zu einer gewissen Verdauungsstörung bei Infrastruktur und Immobilien.
Mildern Sachwerte die Inflationsrisiken?
Die Inflation hat sich als hartnäckiger erwiesen als von den meisten erwartet, und wir müssen noch herausfinden, ob die Zentralbanken genug Zinserhöhungen vorgenommen haben, um sie zu beseitigen. In diesem Zeitraum können wir jedoch analysieren, wie effektiv Sachwerte bei der Erzielung inflationsgebundener Erträge waren. Wir kommen zu dem eindeutigen Schluss, dass nicht alle Sachwerte in gleicher Weise an die Inflation gekoppelt sind:
Immobilien
Diese Anlageklasse hat mit zahlreichen Herausforderungen zu kämpfen. Inflationsgebundene Erträge allein waren unwirksam, wenn sie durch sinkende Bewertungen und steigende Schuldenkosten aufgezehrt wurden. Börsennotierte REITs werden heute mit relativ großen Abschlägen auf den Vermögenswert gehandelt, die zumindest einen Teil dieser Probleme widerspiegeln. Allerdings hat diese Anlageklasse noch viel zu tun. Daher ist eine gesunde Portion Vorsicht geboten, auch wenn sich bei strukturell bedingten Vermögenswerten wie Logistik und Wohnimmobilien allmählich Chancen ergeben.
Infrastruktur
Diese Anlageklasse hat in weiten Teilen der Hochinflationsphase das geleistet, was sich viele Anleger erhofft hatten. Inflationsgebundene Erträge schützten das Einkommen, während die Bewertungen der Anlagen und die Nachfrage nach diesen Vermögenswerten robust geblieben sind. Obwohl die Konkurrenz durch festverzinsliche Anlagen in den Portfolios zugenommen hat (was die jüngste Performance belastet hat), bleibt das Risiko einer anhaltenden Inflation hoch. Daher gibt es unserer Meinung nach weiterhin klare Gründe, warum Anleger eine Allokation beibehalten sollten.
Edelmetalle und Rohstoffe
Keine der beiden Anlageklassen hat einen beständigen Schutz vor Inflationsdruck oder vor den Auswirkungen der Inflation zweiter Ordnung geboten. Wir sehen jedoch Gründe, warum eine Allokation in Gold oder Edelmetallen in Portfolios angesichts der hohen Inflation und des mittelfristig erhöhten Rezessionsrisikos immer noch sinnvoll ist.